Gesundes, bewusstes Essen ist definitiv im Trend. Sogar Spitzenköche konzentrieren sich immer mehr auf Pflanzenküche und achten darauf, dass ihre Kreationen nicht nur köstlich schmecken, sondern unserem Körper gut tun. 
Wie «Clean-Eating» funktioniert und was dabei auf den Teller darf.

Text: Nina Merli / Fotos: Eatbyalex

 

Ob Paleo, Master Cleanse oder gängige Saftkuren – die Liste der Detox-Diäten ist lang und die Anzahl Anhänger stetig am wachsen. Kein Wunder, denn so eine kleine Reinigungskur für den Körper fördert die Vitalität und verleiht Energie. Als Mittel zur Gewichtsreduktion eignet sich eine Entgiftungskur allerdings nicht, denn sobald man seine Ernährung wieder umstellt, kommen auch die Kilos wieder. Darum: Keine falschen Hoffnungen. Dennoch lohnt es sich, seinen Körper einige Wochen – oder auch nur Tage – mit einem Clean-Eating-Programm zu verwöhnen.

Ein Profi auf dem Gebiet des Clean-Eating, des «sauberen Essens» ist Alexandra Mamariu. Die ehemalige Traderin war zehn Jahre lang in der Finanzbranche tätig, bevor sie ihre Stelle kündigte, um ihr Leben neu zu ordnen. Sie pendelte ein Jahr lang zwischen Zürich und L.A., wo sie an einer Kochakademie, die von Matthew Kenney, einem Pionier der veganen Küche in den USA, gegründet wurde, die pflanzenbasierte Küche kennen und vor allem lieben lernte. Zurück in der Schweiz, lancierte sie das Ernährungsprogramm «EATbyalex», um –  «die Menschen zu einem nachhaltigen und gesunden Lebensstil zu befähigen». 

Und so beliefert die umtriebige Unternehmerin seit rund zwei Jahren Kunden, die sich eine ein- oder mehrwöchige «Auszeit» von ihren alltäglichen Ernährungsgewohnheiten gönnen wollen, mit schmackhaften Tagespaketen, die vom Frühstück bis zum Abendessen alles beinhalten. «Mein Ansatz ist es, so ausgewogen wie möglich zu sein», sagt Alexandra Mamariu, «ich möchte den Genuss von Lebensmitteln fördern, die möglichst naturbelassen und kaum verarbeitet sind». Womit auch schon die Definition von «Clean Eating» gegeben wäre. 

Zurück zur Natur
Denn wenn auch «Clean Eating» nach einer modernen Diät  mutet, so handelt es sich dabei doch um ein bekanntes Ernährungskonzept: Der altbewährten Vollwertkost. Auf dem Menuplan stehen Lebensmittel wie Gemüse, Früchte, Salat und Vollkornprodukte. Verzichtet wird, wenn möglich auf Fleisch und Milchprodukte, Süssigkeiten, Kaffe und Schwarztee – sie gelten als stark säurebildend. Chronische Übersäuerung kann eine der Ursachen für Müdigkeit, Darm- und Hautprobleme, Rheuma und Allergien sein. Und da die meisten von uns sowieso schon stark übersäuert sind, sollte man beim Detox konsequent basische Lebensmittel bevorzugen. Dazu gehören fast alle pflanzlichen Lebensmittel, Gemüse, Kräuter, reife Früchte, Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreidesorten wie Dinkel, Hafer oder Quinoa. 

Absolute No-Gos sind jegliche industriell verarbeitet Lebensmittel, denn synthetische Zusatzstoffe, Süssstoffe, Zucker, Farb- und Aromastoffe, Geschmacksverstärker und ungesunde Transfette belasten unseren Stoffwechsel. Alkohol hat während einer Detox-Kur leider auch keine Berechtigung. Stattdessen sollte man täglich zwei bis drei Liter Wasser – ohne Kohlensäure – trinken.
Beim Entgiftungsprozess ist es wichtig, viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, denn auf diese Weise hilft man dem Körper, die angesammelten Giftstoffe auszuschwemmen. Nebst Wasser, eigenen sich auch leicht entwässernde Tees, wie  etwa Birkenblätter- oder Brennnesseltee. Bewährt hat sich auch Ingwertee, denn er regt den Stoffwechsel und die Verdauung an, ausserdem wird die Fettverbrennung angekurbelt.

Wieso braucht es überhaupt ein Detox?
Grundsätzlich kann sich der Körper von den meisten Giften alleine wieder befreien. Denn unser körpereigenes Entgiftungssystem, bei dem Leber, Niere, Darm, Lunge, Haut und Lymphsystem zusammenarbeiten, reinigt den Körper sehr effektiv. Eine  Unterstützung ist also nicht unbedingt nötig – aber sehr willkommen.
Im Prinzip kann man eine Detox-Kur ein bisschen mit der grossen Frühjahrsreinigung vergleichen. Auch wenn wir unser Zuhause aufräumen und putzen, ist mindestens einmal im Jahr eine Grossreinigung nötig. Meist realisiert man erst dann, was sich in einem Jahr alles angehäuft hat und was man getrost loslassen und entsorgen kann. Spätestens nach Marie Kondo wissen wir alle, dass das «grosse Aufräumen» auch einen durchaus spirituellen Aspekt hat. Und so erleben die meisten, die sich für eine intensive «Cleansing»-Woche entscheiden, diese als enorme Bereicherung und Entspannung. Letzteres spielt beim Detox denn auch eine grosse Rolle und sollte nicht zu kurz kommen. Der wohl angenehmste Part an der Detox-Kur: Schlafen! Und zwar ausgiebig, denn nachts arbeiten unsere Entgiftungsorgane auf Hochleistung, sie bauen Gifte und Säuren ab, die sich im Laufe des Tages angesammelt haben. Idealerweise geht man spätestens um 22 Uhr ins Bett und gönnt sich sieben bis acht Stunden Schlaf.

Los Angeles als Quelle der Inspiration
Dass Mamariu ihren gut bezahlten Job in der Finanzbranche freiwillig aufgab, um sich «neu zu orientieren», ist nicht selbstverständlich. Vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass die Vollblut-Traderin ihre Arbeit mit Leidenschaft ausübte. Doch irgendwann kam sie bei der Bank an einen Punkt, an dem sie nicht mehr über sich herauswachsen konnte. Das sei eine schwierige Zeit gewesen, sagt sie, denn sie brauche eine gewisse Portion Ungewissheit. «Ich fühlte mich festgefahren und hoffte zunächst innerhalb der Firma auf eine Veränderung – die jedoch nicht kam». Zum Glück. Denn insgeheim träumte sie schon länger davon, eine eigene Firma zu gründen. Ausserdem wurde der Wunsch, einen positiven Einfluss auf das Leben anderer Menschen zu haben, immer stärker. 

Die Grundidee zu «EATbyalex» kam ihr, während ihrer Auszeit in Kalifornien. Los Angeles gilt schon länger als Epizentrum der Wellness- und Holistic-Bewegung. Lifestyle-Brands wie etwa «Goop» von Schauspielerin Gwyneth Paltrow, haben ihren Sitz in L.A., spirituelle Workshops und vegan Restaurants haben sich hier ebenfalls längst etabliert und gehören genauso zum Stadtbild wie ganzheitliche Gesundheitscenter oder Meditations-Schulen. So waren denn die Monate, die Mamariu als Einheimische dort verbrachte, ausschlaggebend für ihre neue Geschäftsidee.  

Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz, war ihr klar, in welche Richtung sie gehen wollte, doch sie wollte zunächst herausfinden, ob überhaupt ein Interesse an derart gesunder Ernährung bestünde. Also organisierte sie ein paar Pop-Up-Events mit rein pflanzlichen 5-Gänge Menüs – und war sehr erfolgreich damit. Gleichzeitig realisierte sie aber auch: «Ich will kein Restaurant führen». Genau dies hätte sie aber tun müssen, denn nur mit Pop-Ups finanziell zu bestehen, wäre nicht möglich gewesen. Und von Finanzen hatte sie sehr wohl eine Ahnung. 

Ihren Aha-Moment hatte sie einige Monate später. Ihr Mann machte gerade eine klassische Entgiftungskur mit allen möglichen Pulvern, die man dann zu Smoothies mixt. Sie fragte sich: «Wieso wollen alle mit Zusatzmitteln detoxen, wenn das auch mit frischen, gesunden Lebensmitteln möglich ist? Aus dieser Überlegung entwickelte sie «EATbyalex». Und auch wenn die neue Herausforderung nicht immer einfach ist, ist Alexandra Mamariu unglaublich dankbar, dass sie den Mut gefunden hat, diesen Schritt zu wagen.