In Zeiten der Klimakrise sind Luxusreisen ziemlich in Verruf geraten. Dass Luxus und Nachhaltigkeit jedoch sehr wohl Hand in Hand funktionieren können, beweist das Soneva Fushi Beach Resort auf den Malediven.

Text: NINA MERLI

Die Geschichte des Soneva Fushi Beach Resorts liest sich wie ein Märchen: Es war einmal ein junges, reiches Paar, das Ferien auf den Malediven machte. Dort gefiel es den frisch Verliebten so gut, dass sie unbedingt eine eigene Insel mit einem eigenen Resort haben wollten. Also mieteten sie eine kleine Insel und wenige Jahre später eröffneten sie das «Soneva Fushi», eines der teuersten Hotels der Welt.
In Wirklichkeit war der Weg bis zur Eröffnung im Jahr 1995 natürlich auch mit Hürden und diversen Rückschlägen verbunden, doch den Rest der Geschichte kann man in etwa so stehen lassen. Tatsächlich bereiste 1990 Sonu Shivdasani – ein Brite mit indischen Wurzeln und damals noch junger Oxford-Student – mit seiner Frau Eva, einem schwedischen Model, die Malediven. Der Inselstaat im Indischen Ozean galt damals noch nicht als eine Luxusdestination, gefiel dem jungen Paar aber derart gut, dass es sich in den Kopf setzte ein eigenes, nach ihren Wünschen konzipiertes Resort zu realisieren: Ein Rückzugsort, wo Luxus auf Nachhaltigkeit trifft oder um es mit den Worten von Shivdasani zu definieren, wo «Intelligenter Luxus» statt findet. 

Nachhaltigkeit als ernst gemeintes Konzept

Wer das Soneva besucht, wird sich mit eigenen Augen überzeugen können, dass «Eco Friendly» nicht nur als gutes, dem Zeitgeist entsprechendes, Verkaufsargument dient: Hier findet definitiv kein «green washing» statt. Im Gegenteil. Seit über zehn Jahren ist die Insel komplett plastikfrei, 90 Prozent des Abfalls werden im inseleigenen Recycling-Center wiederverwertet, 20 Prozent des Stroms der Insel aus Solarenergie gewonnen und jährlich 1,2 Millionen Plastikflaschen eingespart, weil man das Trinkwasser durch eine eigene Mehrwasserentsalzungsanlage gewinnt. Die Luxus-Bungalows werden aus recyceltem Holz gebaut, Kleiderhaken aus gebrauchten Aludosen gegossen und Rindfleisch gibt es aufgrund des hohen CO2-Verbrauchs auf der ganzen Insel nicht – oder muss eigens vom Gast einen Tag vorher bestellt werden.
Was sich nicht vermeiden lässt, sind die vielen Tonnen Kohlendioxid, die durch die Flugreisen der Gäste entstehen. Das kann auch das ausgeklügeltste Öko-Konzept nicht ändern aber – und auch das zeigt, wie ernst es den Besitzern mit der Nachhaltigkeit ist – das Soneva hat sich verpflichtet, den verursachten CO2-Ausstoss zu kompensieren: So wurden auf Kosten des Resorts im Norden von Thailand 500’000 Bäume angepflanzt und in Darfur 125’000 energieeffiziente Öfen an die Menschen verteilt. 

No news, no shoes

Nun mag die grüne Philosophie ja einen grossen Teil des Charmes und der Qualität dieses Resorts ausmachen, doch die Einzigartigkeit des Soneva hängt noch von vielen weiteren Aspekten ab. So bezeichnete etwa Superstar Madonna den Ort als  «Definition of Heaven». Und auch viele weitere Promis haben ihr Herz an das UNESCO-geschützte Biosphären-Reservat verloren: Gwyneth Paltrow macht hier mit ihrer gesamten Patchwork-Familie regelmässig Ferien, die Beckhams, Paul McCartney, Guy Ritchie mit seiner Frau Jacqui und den Kindern oder erst kürzlich Salma Hayek – die Liste mit bekannten Namen ist lang. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass einem auf Soneva Fushi die totale Privacy geboten wird. Jede einzelne der 57 Villen, die in einer Grösse von 1-Zimmer bis 9-Zimmer variieren, haben einen eigenen Privat-Strand und sind komplett von den anderen Häusern abgeschottet. Ruhe, die nicht nur von Menschen im Rampenlicht geschätzt wird.
Sonu und Evas Vision war es es, einen Ort zu schaffen, wo Gäste minimalistischen Luxus vor allem aber auch Entschleunigung geboten wird. Wer mit dem Wasserflugzeug landet, wird von seinem persönlichen Butler in Empfang genommen und als erstes von seinen Schuhen befreit: Diese landen anschliessend in einen Beutel mit der Aufschrift «No news, no shoes». Von diesem Augenblick an, sind Gäste barfuss unterwegs – bis zur Abreise. Ein Konzept, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen, von allen Gästen sehr geschätzt wird. 

Wer in den Genuss eines Barfuss-Aufenthaltes auf Soneva kommt, merkt schnell, wie befreiend diese scheinbar kleine Geste sein kann. Der ständige Kontakt mit der Erde und allein schon das «sich keine Gedanken über welche Schuhe zu welchem Outfit» machen zu müssen, wirken unendlich entspannend. Jedem Gast steht während des Aufenthaltes ein Fahrrad, dass er benutzen kann, um sich auf der Insel fortzubewegen und weil ja alle  barfuss unterwegs sind, sind die Pedalen weich gepolstert. Genau diese liebe zum Detail ist es, die einen Aufenthalt hier so wertvoll macht. Und so verbringt man hier auf dieser Insel einen Tag nach dem anderen ohne jeglichem Stress ausgesetzt zu sein – weil es schlicht und einfach keinen einzigen Grund gibt, sich aufzuregen. Das Ruhe und Entspannungskonzept setzt sich auch abends durch, Action wird auf Soneva Sushi nicht gross geschrieben, abgesehen vom Freilicht Kino – inklusive romantischem Sternenhimmel – gibt es keine aufwendigen Gäste-Unterhaltungs-Shows und auch tagsüber wird man in Ruhe gelassen. Denn schliesslich ist man aus diesem Grund ja hier, um endlich wieder einmal völlig abzuschalten. Was einem auch in kürzester Zeit gelingt. 

Liebe geht durch den Magen

Kulinarisch bietet das Soneva, nebst dem Angebot eines hauseigenen Kochs, der vor allem von Gästen in den grossen Villen genutzt wird, mehrere Restaurants. Das neu eröffnete «Out of the Blue» wurde auf einer Plattform über dem Meer gebaut und bietet nebst köstlichen Gerichten, ein atemberaubendes Meeres-Panorama, das «Fresh in the Garden» erweist sich als riesiges Baumhaus-Restaurant, hoch oben über den dichten Bananenbäumen mit direktem Zugang zur Sternwarte, die einen atemberaubenden Blick in den Sternenhimmel garantiert. Besonderes Augenmerk gilt aber mit Sicherheit dem erst vor kurzem lancierten Dining-Konzept «Shades of Green», das rein pflanzliche Menu-Kompositionen anbietet. Was hier unter der Führung der Küchenchefin Jenever Espero auf den Tisch kommt, lässt jedes Vegetarier- und Veganerherz höher schlagen. Vor dem Essen wird den Gästen ein Rundgang durch den hauseigenen Biogarten (wo sich auch das Restaurant befindet) angeboten. «Chef Jenever» bringt einem dabei die Vielfalt und Faszination verschiedenster Kräuter und Pflanzen näher, lässt einen schnuppern, riechen und selbstverständlich auch probieren. Ohne Schuhe, die Füsse fest auf der weichen Erde, inmitten all dieser delikaten Naturschätze, kann man gar nicht anders, als sich erden, sich entspannen. Dem Stress entkommen. Und so ist es auch genau einer dieser Momente, in der man sich der Natur so nahe, so verbunden fühlt, wo man den eigentlichen Luxus dieses Resorts erkennt: Einssein. Wem es gelingt diese Erkenntnis auch nach dem exklusiven Verwöhnprogramm im Soneva mit nach Hause zu nehmen, der hat tatsächlich nachhaltigen Luxus erlebt.